Zahlreiche geladene Gäste sowie spontane Besucher*innen aus der Nachbarschaft waren am Samstag, den 30. September 2023 um 17 Uhr in die Prot. Matthäuskirche zum »Geselligen Abend« gekommen. Anlass war die Visitation durch den Kirchenbezirk Landau. Eine Woche lang hatten Dekan Volker Janke sowie Mitglieder des Bezirkskirchenrats verschiedene Einrichtungen und Veranstaltungen in der Matthäusgemeinde besucht.
Gemäß Visitationsgesetz der Landeskirche soll jährlich eine Pfarrei im Kirchenbezirk visitiert werden, um die Pfarrpersonen und andere Mitarbeitende bei der Erfüllung ihres Auftrages zu unterstützen.
Vielfältiges Leben in der Matthäusgemeinde
Ein musikalisches Highlight setzte zu Beginn der Veranstaltung die Landauer »Süd-Ost-Kantorei« unter der Leitung von Miriam Hantke-Zimnol. Anschließend standen musikalische Darbietungen des Vokalensembles »Stimmt so«, des Freizeitchors »Wir singen« und des Vokalensembles »Wechselschritt« auf dem Programm. Zum Abschluss spielte Gerhard Betz auf der Orgel, bevor verschiedene Leckereien auf dem Kirchenvorplatz probiert werden konnten.
Pfarrer Dr. Stefan Bauer bedankte sich in seiner Begrüßungsrede bei den zahlreichen Besucher*innen und den Mitglieder des Bezirkskirchenrats, Dekan Volker Janke, Anne von der Ahe und Jochen Silbernagel, für den „wertschätzenden Besuch“ sowie bei Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron (SPD), der ein Grußwort sprach.
Dr. Bauer hob die Vielfältigkeit des Gemeindelebens in der Matthäusgemeinde hervor. Diese sei auch an diesem Abend wieder erlebbar, so Bauer. Das Gemeindeleben beschränke sich nicht ausschließlich auf das Feiern von Gottesdiensten. Vielmehr würden die Räumlichkeiten der Gemeinde auch für anderweitige Aktivitäten geöffnet, wie etwa für Chorproben, Yogakurse oder Geburtstags- und Trauerfeiern.
Auch da ernten, wo man nicht gesät hat
„Auch da ernten, wo man nicht gesät hat“. So laute in Anlehnung an das »Gleichnis von den anvertrauten Talenten« in Matthäus 25,14-30 die Devise. In der Matthäusgemeinde sei man glücklich darüber, allen Menschen, die einen Raum benötigen, einen solchen auch anbieten zu können. Das Prinzip der Gastlichkeit hat für Pfarrer Bauer und sein Team aus Ehrenamtlichen ohnehin einen hohen Stellenwert. Denn es gelte, das Evangelium nicht als Schatz zu hüten oder es zu vergraben, wie es im Gleichnis heißt. Vielmehr diene es dem Zweck, die Begegnung mit den Menschen vor Ort erfahrbar zu machen. Ein offenes Ohr und ein Blick für die Bedürfnisse der Menschen in der Nachbarschaft sei deshalb besonders wichtig, bekräftigte Dr. Bauer. Aus diesem Grund wird seit 2021 der Kirchenvorplatz zum öffentlichen Begegnungs- und Kommunikationsraum umgestaltet. Unter dem Motto »Pflanz dich hin« wurden ein Bücherschrank und Sitzbänke aufgestellt sowie Hochbeete und ein Bibelbeet angelegt. Der Vorplatz soll zum Wohlfühlen und Verweilen einladen. Drei Gemeindemitlieder halten sich abwechselnd auf dem Kirchenvorplatz auf und unterhalten sich mit zufällig vorbeikommenden Passanten unter anderem über deren Sicht von Kirche und Glaube (Aktion »Einfach-da sein«). Darüber hinaus werden in regelmäßigen Abständen besondere Gottesdienstformate, Konzerte oder Lesungen angeboten.
Kirche, die den Menschen dient
Das Konzept stößt auf positive Resonanz. „Wir haben uns pudelwohl gefühlt“, resümierte Dekan Volker Janke stellvertretend für den Bezirkskirchenrat. Janke lobte, dass in der Matthäusgemeinde bereits eine völlig neue Form von Kirche erlebbar sei, während man andernorts noch über die Herausforderungen, die mit der gegenwärtigen Transformation von Kirche und Gesellschaft verbunden sind, diskutiere. In der Matthäusgemeinde sei schon jetzt eine Kirche verwirklicht worden, die menschliche Begegnungen in vielfältiger Weise ermöglicht.
Lobende Worte für das Engagement der Matthäusgemeinde fand auch Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron. Begegnungsorte wie die der Matthäusgemeinde seien von großer Relevanz für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, so Ingenthron.
Hintergrund
In der Matthäusgemeinde verfolgt man den Ansatz, Gemeinde nach dem organisationstheoretischen Ansatz »Kirche in neuen Gestalten« (Leo Baumfeld / Steffen Schramm) zu leben. Ziel ist ein Paradigmenwechsel weg vom bisherigen Paradigma der Parochie mit Rundumversorgung aller vermeintlichen Zielgruppen und hin zur Kommunikation im lebensweltlichen Umfeld mit möglichen kirchlichen »Stakeholdern«. Darunter versteht man Menschen, die ein Eigeninteresse mitbringen und etwas anbieten möchten. Dies geschieht unabhängig von parochialer oder konfessioneller Zugehörigkeit.